Die grausamsten Märchen der Deutschen
Die grausamsten Märchen der Deutschen…
… und andere Sagen, Balladen und Geschichten zum Gruseln
Auf der Suche nach den kulturellen Wurzeln des politisch noch nicht gegründeten Deutschlands zogen die Romantiker los, um die „Volksseele“ der Deutschen zu ergründen. Herder und seinen Kollegen ging es um die „Volkspoesie“, um die Mythen, Geschichten und Lieder der Deutschen. Die berühmtesten Sammler sind die Brüder Grimm, die mit ihren Kinder- und Hausmärchen-Ausgaben bis heute mit ihrer Auswahl die deutsche Märchenkultur geprägt haben. Schon zu Lebzeiten wurden die Märchensammler aber auch von Zeitgenossen kritisiert, weil die Geschichten teilweise zu brutal und unmoralisch für Kinderohren schienen. So fielen von Ausgabe zu Ausgabe die grausamsten Märchen der Selbstzensur zum Opfer, andere wurden verharmlost und kindgerecht umgeschrieben. Nicht seltene Motive der Märchenhandlungen sind Blutschande, ehelicher Umgang mit Tieren, Kindesaussetzung, Unterschieben von Personen, brutale Morde und Racheakte, Mensch-Tier-Metamorphosen und Menschenfresserei. Diebeskunst und erfolgreiches Hochstaplertum können sogar als hohe Vorzüge erscheinen und ähnlich wie im Volkslied ist eine gewisse Lust am Kriminellen erkennbar. Eine Fortsetzung dieser ursprünglich mündlichen Erzähltradition findet sich in modernen Sagen wie der Geschichte von der Frau, die nachts im Schurwald nicht weit von Esslingen alleine in ihrem Auto saß und auf ihren Mann wartete, der Benzin holte. Plötzlich hörte sie auf dem Autodach ein merkwürdiges Klopfen…
Zu später Stunde und nur für Erwachsene lesen und erzählen Schauspieler der WLB in der Mai-Vollmondnacht die grausamsten Märchen der Deutschen vor. Außerdem werden Schauerballaden, alte Gruselgeschichten und moderne Sagen für Gänsehaut und Adrenalinschübe sorgen. Die Gemeinsamkeit der ausgewählten Geschichten ist das Grundthema Angst: Angst vor Naturgewalten, Angst vor Verlassen-Werden, vor dem Tod, vor Besuchen aus dem Jenseits, vor dem Fremden, vor sich selbst und den eigenen Abgründen.
Am 13. Mai um ca. 23 Uhr im Schauspielhaus, Podium I
Künstlerische Leitung: Reiner Müller
Mit: Barbara Ansorg, Carsten Cagnila, Martin Frolowitz, Özgür Platte, Katja Schaefer